Schutz der Schleiereulen und Turmfalken

Eines der ältesten Bielefelder Vogelschutzprojekte begründete Hilmar Hasenclever. Ausgehend von einer Hilfsaktion für einen abgestürzten Jungfalken erfasste er 1971/1972 mit Hilfe von Zeitungsaufrufen den Turmfalkenbestand in der Stadt: 1972 wurden 7 besetzte Horste im Bereich der Kernstadt gemeldet (vgl. Jahresheft Nr. 3/1972 des NABU Bielefeld, S. 15-18). In den Folgejahren, insbes. ab 1977, brachten NABU-Mitglieder systematisch in vielen Bauernhöfen und Kirchen in Bielefeld und ganz Ostwestfalen Nistkästen für Schleiereulen und Turmfalken an und kontrollierten sie alljährlich; 1978 erreichte der Schleiereulenbestand ein Maximum von 49 Brutpaaren, 1979 gab es fast 150 Nistgelegenheiten (vgl. NABU-Jahresheft 6/1982, S. 6-10).

 

Hasenclever kannte und kontrollierte etwa 30 Schleiereulen-Nistplätze in Bielefeld, im letzten Jahr seiner Aktivitäten (1990) notierten Hasenclever und seine Mitstreiter Daten von fast 100 Brutplätzen in OWL. Für 1990 gab H. Hasenclever den Bielefelder Schleiereulenbestand mit mind. 15 Paaren und den Turmfalkenbestand mit 44 Paaren an, davon 76% Gebäudebrüter und 24% Baumbrüter, wobei die Gebäude bewohnenden Turmfalken zu 58% in Nistkästen brüteten („Bielefeld-Atlas“). Der „Westfalen-Atlas“ 1989-1994 zeigt ca. 11-17 Schleiereulenpaare für Bielefeld und ca. 46-104 Turmfalkenpaare. Der Schleiereulenbestand für den Zeitraum 2005-2008 im „NRW-Atlas“ erscheint mit ca. 38-84 Paaren eher zu hoch angesetzt, für den Turmfalken werden dort ca. 65-148 Brutpaare angegeben.

 

Ab 2007 betreuten Ferdinand Mönks und Jürgen Albrecht eine Schülerinnengruppe am Helmholtzgymnasium, die Schleiereulengewölle für „Jugend forscht“ vergleichend untersuchte. Die Ergebnisse wurden 2010 im 49. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld veröffentlicht (Download auf der Seite der Stiftung Rieselfelder Windel). Eine spätere Schülergruppe versuchte ab 2012, auf Basis der Hasenclever-Daten die Kenntnisse über Brutplätze der Schleiereule zu aktualisieren. F. Mönks setzte die Arbeiten fort und besorgte und platzierte neue Nistkästen in Kooperation mit der Kreisjägerschaft Hubertus Bielefeld, besonders dem Hegering Ost, und der NABU-Aktivgruppe. 2015 waren wieder 45 Nisthilfen unter Kontrolle. Besonders freut uns, dass im Sommer 2015 wieder ein Paar in unser Artenschutzhaus in der Wiesenstraße eingezogen ist!

 

Seitdem hängen wieder Mitglieder der NABU-Aktivgruppe Eulen- und Falken-Nistkästen an Höfen oder anderen geeigneten Gebäuden auf. Im optimalen Fall übernehmen die Eigentümer die Materialkosten für die Nisthilfen. Anfragen können gern an den NABU Bielefeld gerichtet werden!

Nachwuchs bei den Turmfalken (Foto: A. Schäfferling) und den Schleiereulen (Foto: J. Albrecht)

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DasTier&Wir Nr. 149/2019: Ein Platz für Schleiereulen
Zeitschrift des Tierschutzvereins Bielefeld
DasTier+Wir-149-2019_Ein-Platz-für-Schle
Portable Network Grafik Format 1.7 MB

Serviceangebot: Gewölle der Schleiereule zur Präparation in der Schule

Viele Vögel speien unverdauliche Nahrungsreste als Speiballen (sog. „Gewölle“) aus, um sich von unnötigem Ballast zu befreien. Besonders interessant sind Eulengewölle, da Knochen im Eulenmagen nicht zersetzt werden. Durch Präparation des Gewölleinhalts kann man daher gut ihre Nahrung erforschen, die überwiegend aus Kleinsäugern besteht (Mäusen), gelegentlich findet man auch Reste von Kleinvögeln, Amphibien und Insekten. Besonders ergiebig sind die Gewölle der Schleiereule, die wenig spezialisiert alle verfügbaren Beutetiere aufnimmt und so ein Spiegelbild der Kleinsäugerfauna ihres Jagdreviers erstellt. Denn insbesondere die Kleinsäuger kann man gut anhand ihrer Schädel bis zur Art bestimmen.

 

Die Präparation von Gewöllen ist eine beliebte Aufgabe z.B. für Schülerpraktika. Es gibt zahlreiche Unterrichtsmaterialien und einfache Bestimmungshilfen. Der NABU Bielefeld bietet allen Pädagog*innen in Bielefeld aufgesammelte Gewölle der Schleiereule zur Abholung an, bei Bedarf auch Hinweise auf geeignete Literatur und Arbeitshilfen. Der Service ist für NABU-Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder werden um eine kleine Spende gebeten. Interessenten wenden sich an jalbrecht.bielefeld@t-online.de. 

 Gewölle der Schleiereule im Dach des NABU-Vereinshauses; Präparationsbeispiel.