Von grauen Schottergärtenwüsten zu grünen Lebensoasen

... oder: Von der Steinzeit auf nach Bienefeld!

Klimawandel und Verlust der Artenvielfalt, insbesondere der Rückgang an Insekten, sind in aller Munde. Auch wenn politisch noch einiges für den Klima- und Artenschutz getan werden muss, kann sich jeder einzelne von uns in unseren Gärten für Klima- und Artenschutz einsetzen. Wir verraten wie.

 Abbildung: Grauer Schotter und künstliches Getier versus blühenden Blumen voller echtem Leben!

Die Problematik der Schottergärten: Gefährder des Klimas und der Artenvielfalt

Jeder von uns kennt sie – Schottergärten. Eine vermeintlich pflegeleichte Vorgartengestaltung birgt als Lebenswüste mehrere ökologische und praktische Nachteile mit sich:

1)      Meist stammen die Steine nicht aus heimischen Steinbrüchen, sondern aus China und Indien, wo sie unter schlechten Bedingungen für Mensch und Natur abgebaut werden und von wo aus sie dann mit einem hohen Treibhausgas-Ausstoß nach Deutschland transportiert werden.

2)   Werden an Stelle von Unkrautvlies Folie oder sogar Beton eingesetzt, um die Fläche nach unten zu versiegeln, entstehen anaerobe Bodenverhältnisse, die die natürliche Bodenfauna und -flora massiv stören. Zudem verdichtet die Last der Steine den Boden und erschwert Regenwurm und Co. das Leben. Die versiegelte Oberfläche und fehlende Vegetation führt dazu, dass das Oberflächenwasser nicht von der Fläche aufgenommen werden kann und somit die Kanalisation belastet. Dies ist gerade bei dem durch den Klimawandel häufig werdenden Starkregen problematisch.

3)      Das lokale Kleinklima wird stark beeinträchtigt, da die pflanzliche Verdunstung und somit auch die Erhöhung Luftfeuchtigkeit fehlen, was sich negativ auf das Kleinklima auswirkt. Außerdem führt das Fehlen der Pflanzen dazu, dass Feinstaub nicht gebunden und gefiltert werden kann. Stattdessen heizen sich die Steine in der Sonne stark auf und geben diese Hitze an die Umgebung ab. Der Feinstaub und die Hitze können sich auch negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken.

4)      Wenn überhaupt Pflanzen im Schottergarten gepflanzt wurden, sind dieses meist keine Blühpflanzen, die unter anderem für Bienen und Schmetterlinge notwendig sind. Zudem führen die fehlenden Lebensräume in den Schottergärten dazu, dass es für Tiere und Pflanzen schwieriger wird von einer Grünfläche zur nächsten zu gelangen. Somit fehlt durch die Schottergärten die Vernetzung und daher die Möglichkeit der Wanderung von Arten und die damit verbundenen Fortpflanzungsmöglichkeiten, die wichtig für den Artenerhalt sind.


5)      Im Herbst wehen Blätter auf die Schottergärten, die sich nur schwierig entfernen lassen. Diese Blätter verrotten zwischen den Steinen und bieten „Unkräutern“ Nährstoffe, um zu wachsen. Diese „Unkräuter“ können zwischen den Steinen nur sehr aufwändig entfernt werden. Zudem können auf beschatteten Steinen Moose und Algen wachsen. Werden diese ungewollten Bewohner nun mit Pestiziden bekämpft, ist dies auch lebensbedrohlich für viele andere Arten.

 

Also was tun?

Unter dem Motto „Entsteint euch!“ gibt es inzwischen verschiedene Aktionen, um den Schritt von einer lebensfeindlichen Schottergartenwüste zu einem lebensfreundlichen naturnahen Garten zu schaffen.

Handlungsmöglichkeiten zum Schaffen von grünen Lebensoasen

Um einen naturnahen und damit artenreichen Garten zu schaffen gibt es mehrere Handlungsmöglichkeiten:

  1. Da Pflanzen an spezifische Standorte (Sonneneinfall, Nährstoffverfügbarkeit) angepasst sind, müssen sie speziell nach Standort ausgesucht werden.
  2. Einjährige Pflanzen liefern raschen Blüherfolg, während mehrjährige Pflanzen dauerhaftere Grundlagen bilden. Daher ist eine Mischung an einjährigen und mehrjährigen Pflanzen ratsam.
  3. Saatgut sollte an die Region angepasst ausgewählt werden, da die heimische Insektenwelt an diese regionalen Pflanzen angepasst ist.
  4. Exotische Pflanzen oder Sorten mit gefüllten Blüten bieten heimischen Bestäubern keine Nahrung und sollten daher vermieden werden.
  5. Es sollte torffreie Erde genutzt werden, da für Torf Moore abgebaut werden, was wiederum dazu führt, dass das Klima und die Artenvielfalt gefährdet werden.
  6. Chemischer Pflanzenschutz wirkt auch gegen nützliche Insekten und sollte daher vermieden werden.
  7. Wenn genügend Nahrungsangebot vorhanden ist, ist es sinnvoll auch Nisthilfen für Insekten zur Verfügung zu stellen.
  8. Vielfältige Strukturen im Garten wie Steinhügel, Totholz und Abbruchkanten bieten vielseitige Lebensräume.

Auch wer keinen Garten hat kann mit den richtigen Pflanzen auf Balkon und Fensterbank viel zu Artenschutz beitragen.

Welche Pflanzen eignen sich, um Bienen und andere Insekten anzulocken?

Gewürz- und Heilkräuter wie Thymian, Rosmarin, Fenchel, Oregano, Dost, Ysop und Lavendel bieten nicht nur vielen verschiedenen Bestäubern Nahrung, sondern sind auch für den Menschen nützlich. Zudem sind Stauden und Wiesenpflanzen wie gemeine Schafgarbe, Färberkamille, Beinwell, Natternkopf und Blutweiderich sind Insektenmagneten. Aber auch Brennnesseln sind wichtig, da sie Futterpflanze für Raupen von ungefähr 50 Schmetterlingsarten wie vom kleinen Fuchs, Landkärtchen und Tagpfauenauge sind.  Insgesamt gibt es zahlreiche Pflanzen, die Insekten anlocken. Da die Liste an geeigneten Pflanzenarten sehr lang ist, möchten wir an dieser Stelle auf ein paar Websites hinweisen, wo es mehr Information dazu gibt:

NEU: Wildblumen(-samen) aus der Wildblümerey in Theesen!

Wildblümerey in Bielefeld-Theesen, Theesener Str. 70.

 

Auf rund 1.500 Quadratmetern baut Marion Swiergot hier viele heimische und einige zugewanderte Arten an. Das Gelände, das zur Solidarischen Landwirtschaft gehört, war vorher Ackerland und wurde schon viele Jahre lang nicht mehr gespritzt. Die Pflanzen wachsen im Lehm-Löss-Boden, bei harschem Westwind und zehn Stunden Sonne pro Tag. Sie werden zusammen mit den Kunden ausgegraben, sodass immer verschiedene Größen zur Verfügung stehen. Neben den Stauden gibt es Saatgut und (auf Bestellung) Pflanzenbrühen zu kaufen.

Weitere Informationen: www.wildbluemerey.de