Bis zum 9. Juli 2025 konnte die Petition 180105 zur „Neuberechnung des Deutschlandtakts mit reduzierter Höchstgeschwindigkeit und einer Priorisierung des
Bestandsnetzausbaus“ mitgezeichnet werden.
Pressetermin und Bürgerantrag zur möglichen ICE-Trasse im Bereich
der Johannisbachaue
Im Vorfeld der Bundestagswahl haben die Bielefelder Naturschutzverbände NABU, BUND, Naturwissenschaftlicher Verein und pro grün am 10. Februar 2025 zu einem Pressegespräch auf die Johannisbachbrücke unterm Viadukt eingeladen. Sie erläuterten dort den Pressevertreter*innen von NW, WB, WDR und Radio Bielefeld
ihre an die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten sowie den Stadtrat gerichteten Forderungen:
Der Stadtrat Bielefeld möge seine indifferente Haltung gegenüber den Planungen der Bahn aufgeben und sich der „Herforder Erklärung“ anschließen, in der sich die betroffenen Nachbarkommunen in
OWL für den Ausbau der Bestandsstrecke und gegen die Neutrassierung einer Hochgeschwindigkeitstrasse durch die freie Landschaft für die ICE-Strecke Bielefeld-Hannover aussprechen,
Die Bielefelder Kandidatinnen und Kandidaten für den nächsten deutschen Bundestag sollen sich gegen eine ICE-Neubaustrecke und für die Ertüchtigung der Bestandsstrecke einsetzen,
Rat und Verwaltung mögen erklären, auf welchem Wege eine Schutzausweisung und eine weitere Naturschutzentwicklung der Johannisbachaue vorangetrieben wird, um den auch aus überregionaler
Sicht sehr hohen Artenreichtum dieses naturschutzwürdigen Gebietes nicht zu gefährden und das Gebiet auch zukünftig als attraktives Naherholungsgebiet zu erhalten.
Am selben Tag ging im Bielefelder Rathaus auch ein entsprechender Bürgerantrag der Naturschutzverbände nach § 24 der Gemeindeordnung NRW
ein, der ein klares Bekenntnis zum Naturschutz in der Johannisbachaue sowie in diesem Sinne eine aktive Beteiligung der Stadt Bielefeld im weiteren Planverfahren der ICE-Strecke
Hannover-Bielefeld einfordert. Der Stadtentwicklungsausschuss (StEA) hat den Bürgerantrag leider mehrheitlich nicht unterstützt, sondern einen weichgespülten Gegenantrag von SPD/CDU
beschlossen (vgl. Presseberichte zum Bürgerantrag).
Der genaue Wortlaut der Presseinformation und des Bürgerantrages mit jeweils ausführlicher Begründung steht hier zum Download zur Verfügung:
Presseinformation vom 10. Februar 2025 gegen eine Zerstörung der Johannisbachaue durch die geplante ICE-Neubaustrecke
Zerstörerische Trassenvorschläge für die ICE-Strecke
Bielefeld-Hannover
Wohl alle Bahnfahrer*innen kennen das tägliche Chaos im Bahnverkehr. Doch statt schnelle, kostengünstige und damit nah an den Bestands-Trassen orientierte Lösungen zu suchen, verliert
sich die Bahn im Wolkenkuckucksheim und plant monströse, nicht finanzierbare Megaprojekte, die noch in Jahrzehnten keine Besserung bringen, Natur und Landschaft aber maximal schädigen
werden.
Nach dem gescheiterten Dialogprozess hat die Bahn im August 2024 zwölf Korridore für die ICE-Trasse Bielefeld-Hannover vorgeschlagen, für die im Bereich Bielefeld-Herford drei verschiedene
Anbindungen angedacht sind (Abb. 1):
Abb. 1: Trassenkorridore nördlich von Bielefeld (Quelle: https://www.hannover-bielefeld.de/anregen)
Abb. 2 bis 4: Anbindungen Herford, Schildesche und Brake. Quelle:
https://www.hannover-bielefeld.de/trassen-korridor/anbindungen-bielefeld
Die Anbindung Herford (Abb. 2) orientiert sich weitgehend am vorhandenen Schienenweg, überquert den Johannisbach mit einer neuen Brücke parallel zum Viadukt, schwenkt dann aber
als Variante V11 östlich Brake in die Aa-Niederung, quert dort die Aa mehrfach (Aa-Niederung ade?!?) und kehrt erst in Herford wieder auf den jetzigen Verlauf zurück. Nur bei dieser Variante
verbleibt der Herforder Bahnhof am Schnellbahnnetz!
Die Anbindung Schildesche (Abb. 3, 5, 6) quert den Johannisbach weiter östlich mit einer neuen Brücke, verläuft dann in Hochlage (auf Stelzen und Damm) längs der Johannisbachaue
unmittelbar nordwestlich an Halhof und Hof Jerrendorf vorbei (Johannisbachaue ade?!?), und verlässt als Variante V10 bzw. V12 die Johannisbachniederung nach Osten an der Kreuzung Herforder /
Grafenheider Straße, wo ja bereits die Ostwestfalenstraße in einem Riesenknotenpunkt angebunden werden soll.
Abb. 5, 6: Anbindung Schildesche: Bahnquerung der Johannisbachaue heute – und morgen?
(Blick nach Nordosten; unten links: Am Balgenstück, oben Mitte: Halhof und Jerrendorf)
Die Anbindung Brake (Abb. 4, 7, 8) führt verbreitert durch Brake, mündet in Höhe der Möbelfabrik Kerkmann und der daneben aufgestellten Dampflok Victoria in die Aa-Niederung und
verläuft dann wie bei der Anbindung Schildesche als Variante V10 bzw. V12 nach Nordost zwischen Herford und Bad Salzuflen.
Abb. 7, 8: Anbindung Brake: Umbau der Bestandsstrecke, Ausschleusung der Neubaustrecke nördlich des Bahnhofs Brake und Querung der Aa-Niederung östlich von Brake
(Blick nach Südwest; links B 61 mit Möbelfabrik Kerkmann und Dampflok Victoria, rechts Brake). Quelle: https://www.hannover-bielefeld.de/trassen-korridor/anbindungen-bielefeld
Weitere Details und alle von der Bahn vorgeschlagenen Korridor-Varianten siehe www.hannover-bielefeld.de.
Festzuhalten bleibt: Die
Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 zerstören (nicht nur) die Bielefelder Johannisbachaue!
Trassen für die Korridor-Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 im Bielefelder Norden (Karte/Luftbild: www.hannover-bielefeld.de).
Die Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände Niedersachsen/OWL fordert länderübergreifend in einer Erklärung
vom 5. September 2024 den sofortigen Ausbau der Bestands-Trasse und Investitionen in die Sanierung und den Ausbau der vorhandenen Infrastruktur. Denn keine der ins Auge gefassten zwölf Varianten
entspricht den Erfordernissen an eine umweltfreundliche, nachhaltige und zukunftsfähige Trassenplanung, weil alle, von vielen Akteuren und Fachleuten aus der Region geforderten,
bestandstrassennahen und kostengünstigeren Varianten aus der Bewertung fallen, da sie die von der DB gesetzte Vorgabe von 31 Minuten Fahrzeit für ICE zwischen Bielefeld und Hannover nicht
erfüllen. Diese Position deckt sich sehr weitgehend mit der Landwirtschaft und der Politik in OWL (vgl. Pressespiegel unten).
Die Stellungnahmen der Bielefelder Umweltverbände und des Bündnisses "Verkehrswende OWL" zu den Bahnkorridoren und zum Deutschlandtakt lesen Sie unten.