Neues NABU-Kleinod in der Johannisbachaue!

Verein kauft im Königskamp einen Hektar Naturparadies - Großzügige Förderung durch die NRW-Stiftung

2021 ist es dem NABU Bielefeld gelungen, von der Familie Prester ein Grundstück in der Johannisbachaue (Flur "Königskamp") für Naturschutzzwecke zu erwerben. Nach der Schenkung einer großen Waldfläche in Oerlinghausen durch die Familie Ebeler-Kehle im Jahr 2020 ist dies nun schon der zweite Flächenzuwachs für den NABU Bielefeld innerhalb kurzer Zeit!

Finanzierung des Kaufes

Der Kauf des Grundstückes wurde durch die NRW-Stiftung (Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege in Düsseldorf) mit 17.000 Euro großzügig gefördert, wofür wir uns sehr herzlich bedanken!

Im Beisein der Vorbesitzer-Familie Prester (links im Bild: Hans-Dieter Prester) überreicht Dr. Ute Röder vom Vorstand der NRW-Stiftung (2.v.r.) den Förderbescheid zum Kauf des Johannisbach-Grundstücks an die Vorsitzenden des NABU Bielefeld, Dr. Wiebke Homann und Dr. Jürgen Albrecht. - Das muss begossen werden!! - Anschließender Rundgang  durch die Fläche (Fotos: Arnt Becker).

Auch die Metzmacherstiftung des NABU Bielefeld steuerte 5.000 Euro bei. Weitere großzügige Spenden von Privatpersonen führten dazu, dass unsere Vereinskasse nur noch mäßig geschröpft werden musste!

Beschreibung der Fläche

Unser neues Grundstück ist ungefähr 1 Hektar groß, grenzt über eine Länge von 350 m unmittelbar an den Johannisbach, und ist ein echtes Natur-Kleinod: Die Böschung ist mit Gehölzen bestanden; teils ältere Bäume, teils dichtes Gebüsch bieten viele Nahrungs- und Brutmöglichkeiten für Vögel und Insekten. Allerlei Nisthilfen und Steilwände z.B. für Eisvögel wollen wir in nächster Zeit dort noch ergänzen. Die Niederungsfläche wird schon seit Jahren als extensives Grünland gepflegt, was wir künftig beibehalten wollen. Herr Prester kann uns dabei b.a.W. unterstützen und benötigte Maschinen vor Ort zur Verfügung stellen, was die Pflege sehr erleichtern wird.

Das neue Grundstück grenzt über eine Länge von ca. 350 m unmittelbar an den Johannisbach, der (noch) begradigt diagonal durch die Bildmitte verläuft. Der ungefähre Grenzverlauf ist gestrichelt eingezeichnet (Schrägluftbild 2020, Blickrichtung nach Südost; Quelle: bielefeldKARTE (c) Amt für Geoinformation und Kataster der Stadt Bielefeld).

Außerdem wollen wir dort den vorhandenen Kleingewässern weitere Laichgewässer für Amphibien hinzufügen, denn die Fläche ist Teil des Nahrungsreviers des ersten Bielefelder Weißstorchpaares in der Johannisbachaue, dessen regelmäßig besetzter Horst  lediglich 700 m entfernt liegt.

 

Im Jahr 2022 erfassten wir ca. 74 Brutvogelreviere von 26 Arten (incl. Randvorkommen). Bemerkenswertere Vorkommen waren Feldsperling, Fitis, Dorngrasmücke, Mäusebussard, Nachtigall, Star und Sumpfrohrsänger. Hinzu kamen Gäste wie Eisvogel, Habicht, Sperber, Kuckuck und Rohrammer. Weitere interessante Nachweise betrafen Malermuschel (Bisam-Fraßplatz am Bachufer), Erdkröte, Teichfrosch, Zwergfledermaus und Großer Abendsegler.

 

Das derzeit leider begradigte Johannisbachufer säumen Kopfweiden, die wir natürlich weitmöglichst erhalten und weiterhin pflegen wollen (den ersten erfolgreichen Pflegeeinsatz zum Kopfweidenschnitt führten wir im Januar 2023 mit technischer Unterstützung von Herrn Prester durch).  Gleichwohl wollen wir einer künftigen Renaturierung des Johannisbachs durch die Stadt nicht entgegenstehen und uns an der Planung und Umsetzung aktiv beteiligen.

Frühjahrs- und Winteraspekte unseres neuen Grundstücks in der Johannisbachaue; Vermessung zur Grundstücksteilung im Frühjahr 2021, Kopfweidenschnitt Januar 2023 (Fotos: J. Albrecht, A. Becker, J. Kray, T. Schikora).

Entwicklungsperspektiven

Die Fläche ist Teil des geplanten „Naturschutzgebietes Johannisbachaue“, das die Stadt Bielefeld in ihrem „Landschaftsplanerischen Entwicklungskonzept mit Grobkonzept für ein Naturschutzgebiet“ 2016 dargestellt hat (Informationsvorlage der Verwaltung 3466/2014-2020). Bislang sieht das Grobkonzept vor, den Bach in der städtischen Fläche auf der Nordseite seines jetzigen Verlaufes mäandrieren zu lassen, so dass unser neues Grundstück nicht von der Baumaßnahme in Anspruch genommen würde; eine detaillierte Fachplanung steht allerdings derzeit noch aus. Die im Entwicklungskonzept beschriebene Zielvorstellung ist ein mäandrierender Johannisbach mit abgeflachten Ufern, Blänken und Stillgewässern in der Aue, der von extensivem, überwiegend feuchtem Grünland umgeben ist, das so bewirtschaftet wird, dass der Lebensraum für die typischen feuchtigkeitsliebenden Pflanzen, Amphibien, Vogelarten offener und halboffener Landschaften wie z. B. Kiebitz, Schafstelze, Sumpfrohrsänger, Schwarzkehlchen oder Neuntöter und nicht zuletzt auch für den Weißstorch optimiert wird.

 

Auch im verbindlichen Umsetzungsfahrplan gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2012 sind der Johannisbach und seine Aue in diesem Bereich naturnah auszubauen. Vorgesehene Bausteine sind die Aufweitung des Gerinnes mit Abflachung der Ufer, die Neutrassierung des Gewässerverlaufs mit Anhebung der Sohle und Entfernung von Sohl- und Uferverbau, die Entwicklung einer Primäraue (in ihrer ursprünglichen Höhenlage) mit der Anlage und Entwicklung von Uferrandstreifen.

Beschränkte Zugänglichkeit!

Unser neues Naturparadies ist nur über Privatflächen zugänglich, die nicht ohne Zustimmung der Eigentümer betreten werden dürfen. Besichtigungen sind deshalb nur nach Anmeldung durch die Vereinsleitung und im Rahmen geführter Exkursionen möglich. Wer bei der Pflege mitarbeiten möchte, kann sich gerne der Aktivgruppe anschließen.

Quellenhinweise:

  • NZO GmbH (2012): Umsetzungsfahrplan der Kooperation „Kreisfreie Stadt Bielefeld Dt_16“ im Auftrag der Stadt Bielefeld.
  • Umweltamt Stadt Bielefeld (2016): Informationsvorlage 3466/2014-2020 vom 16.8.2016 mit Anlage „Johannisbach – Obersee - Landschaftsplanerisches Entwicklungskonzept mit Grobkonzept für ein Naturschutzgebiet“.
  •  Geoportal der Stadt Bielefeld, bielefeldKARTE: Schrägluftbild, Blickrichtung Südost (2018), © Amt für Geoinformation und Kataster.